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Verliebt in Mauke!
1. E-mail aus Mauke, Mitte Juli 1996
Jetzt also sitzen wir da, in einem der wenigen Häuser und Hütten dieser winzigen
Insel im Südpacific, die tagsüber - und wenn's gut geht gar bis abends zehn Uhr - mit
etwas Strom versorgt sind. Eine Steckdose, zwei, drei Decklampen, ein Kühlschrank, vier
Betten, ein paar Stühle im Design bunt gemischt, ein paar Pfannen, die auf die eine
(funktionierende!) Kerosin-Kochplatte passen, etwas Geschirr, ein WC und eine tropfende
Kaltwasserdusche finden wir im Haus. Ansonsten: Nichts! Einfach nichts. Immerhin hat's
Mückengitter - aber keine Fensterscheiben, keine Türen, keine dicken Wände oder
sonstiges! Das ist "unser" Haus in Mauke, einer kleinen flachen Insel mitten im
Südpacific, die in bequemen zweieinhalb Fussstunden umrundet ist. 250 Meilen von
Rarotonga entfernt - eineinhalb Flugstunden mit diesen klapprigen Insel-Flugzeugen, die
auf festgestampften Korallenpisten landen oder eine Fahrt mit dem rostigen Kahn über
Nacht - falls sie je fahren, respektive fliegen. Die Cook Islands sind zurzeit nämlich
krisengeschüttelt und stecken in tiefen finanziellen Schulden und einem unendlichen
Schlammassel von Vetterliwirtschaft. Nur eines bleibt offensichtlich ewig gleich: Die
Leute lachen, singen, sind fröhlich - ob der Flugi nun fliegt oder nicht, das Schiff im
Hafen dümpelt statt segelt, das Essen eintöniger wird, die Preise steigen oder was auch
immer...
Zweimal Freitag
Am 31. Mai sind wir angekommen in Rarotonga: Dieser Freitag, der 31. Mai, ist ein ganz
besonderer Tag in unserem Leben. Ihn erleben wir nämlich zweimal. Am Freitagabend gegen
20 Uhr heben wir in Auckland ab, geniessen den kurzen Nachtflug, die Spätzli (horch,
horch!) und laden kurz nach Mitternacht im herrlich warmen Rarotonga. 25 Grad mag es sein.
Höchste Zeit, direkt ins Bett zu gehen - doch das, nicht ohne vorher noch kurz die Füsse
ins warme Meer getaucht zu haben. Der Morgen empfängt uns mit warmen Sonnenschein und dem
komischen Gefühl, dass es schon wieder Freitag ist. Tatsächlich, wir haben die
Datumsgrenze überschritten und sind nun, nachdem wir in Neuseeland vier Monate lang immer
"die Ersten" waren, "die Letzten" der Welt.
Die Tage vergehen im Flug: schnorcheln, schwimmen, faulenzen ist angesagt. Wir geniessen
aber vor allem eines: eine komfortable Unterkunft, wo wir es uns für die nächsten vier
Wochen heimelig einrichten können. Eveline erkundet Avarua, den Hauptort, während ich
mich in den ersten Tagen - wohl völlig erschlagen vom Neuseeländischen Auto-Stress -
zurücklehne, nichts Neues wissen will, mit den Kindern daherplansche und alles dem
Schicksal überlasse. Doch das Schicksal - respektive Eveline - meint es gut mit uns: Die
Läden sind erkundet, die Preise ausgelotet, das Essen perfekt und kurz darauf haben wir
sogar ein Cook-Islands-Bankkonto, was einen immer mehr "einheimisch" fühlen
lässt.
Tage zählen nichts
Doch dann geht alles rasend schnell, Schlag auf Schlag: Wir treffen so viele liebe
Menschen, mit denen wir reden, essen, herumsitzen, plaudern, diskutieren, trinken... das
Insel-Leben hat uns! "Schnell" etwas erledigen oder "schnell"
einkaufen gehen geht nicht! Da ein Schwatz, dort ein paar Worte, hier herumstehen, dort
vergebens auf den Inselbus warten, weil er "ausnahmsweise" nicht fährt: So
vergeht die Zeit, vergehen die Tage.
Zuerst wird die Uhr unwichtig, dann die Stunden, dann die Tage. Nur gut, dass am Sonntag
nichts, aber auch gar nichts läuft: Dann weiss man wenigstens, dass die Woche zu Ende
ist. Sitzen - Sein - Erleben: Das heisst Reisen, ein Land erfahren. Und genau so machen
wir es in Rarotonga, der Hauptinsel dieses insgesamt 15 Inseln umfassenden
Südpacific-Staates. Die Tagebuchseiten bleiben leer, die Eindrücke und Erlebnisse sind
so prägend, dass sie nicht notiert werden müssen. Sie sind unser Geheimnis aus
Rarotonga, das auch Kim und Malolo für immer in ihren Herzen tragen werden. Wer einmal -
nicht als durchschnittlicher Drei-Tage-Besucher - des Nachts am wundervollen Beach von
"Papa Joe" eine "Island Night" erlebt und weiss, wieviel Arbeit, Liebe
und Mühe hinter diesem Abend steckt, der begreift, was "Sein" bedeutet.
Rarotonga hat uns - diesmal noch viel mehr als bei den zwei vorherigen Besuchen - völlig
eingenommen.
Verzweifelt schnell naht nun das Ende: Wir "müssen" die Hauptinsel verlassen
und nach Mauke fliegen, einer Outer-Island, mit dessen dortigen Doktor wir seit einiger
Zeit in Briefkontakt stehen. Eine "magische Kraft", lockt uns dorthin - eine
"Magie", deren Wirkung uns bald noch viel mehr eingarnen wird.
Nicht mehr zurück
"Ich will hierbleiben. Ich will jetzt, nächste Woche, und auch in einem Monat schon
nicht mehr zurück!" Malolo sagt das aus Überzeugung. "Hierblieben" heisst
für sie auf Mauke bleiben, die Schule geniessen, mit den einheimischen Kindern leben,
lachen und teilen - das Meer ewig rauschen hören. Malolo ist happy. In ihrer blauen
Schuluniform, die ihre Lehrerin und ihre Freundin schnellstens für sie auf wundersame Art
und Weise genäht hatten, sieht Malolo wie ein Inselkind aus. Nur ihren blonden Haare und
die helle Hautfarbe wollen nicht so recht ins Bild passen.
Auch Kim fühlt sich von Tag zu Tag wohler: barfuss klettert er Kokosnusspalmen hoch,
spielt mit einer kleinen Kokosnuss (als Ball - die wenigen Rugbybälle auf der Insel sind
alle unter Verschluss, und von "einen Ball kaufen gehen" ist nicht die Rede. Wir
wären schon froh, gäbe es frischen Salat oder Karotten zu kaufen!) und seinen
einheimischen Freunden Rugby oder ist den ganzen Samstag irgendwo im Inseldorf unterwegs,
stets mit vielen anderen Kindern zusammen!
Malolo ihrerseits zieht mit den Mädchen herum - ist mal da, mal dort anzutreffen - die
Insel ist klein, da kann man sie nicht aus den Augen verlieren. Und abends, wenn wir mit
Kim und Malolo bei Ebbe übers Reef spazieren, wenn die Sonne tatsächlich blutrot im Meer
versinkt, dann lernen wir von unseren Kindern, welche Muscheln man roh essen kann, welche
Tiere gut zum Ausschlürfen sind - kurz: wie das Leben im Reef ein ausgezeichnetes Z'nacht
hergibt.
Die heilige Wut!
Ich weiss, zuhause würden alle sagen: Die spinnen, die Kesslers. Warum leben sie auf
Mauke so primitiv? Warum lechzen sie nach Salat und frischem Gemüse? Warum nehmen sie
Ameisen in der Küche in Kauf? Warum kochen sie mit Kerosin? Warum kriechen da Krebse auf
dem Küchentisch? Eine Antwort darauf wird's wohl nie geben - aber vielleicht macht der
Versuch einer Beschreibung unseres gestrigen Abends - es war der 7.7., unser Hochzeitstag
- etwas Südsee-Sinn.
Der Sonntag ist heilig in Mauke - rund 600 Menschen wohnen hier. Fünf Religionen -
Katholiken, Cook-Islands-Protestanten, Bah'ai, Mormonen und Adventisten - buhlen um die
Gunst und das wenige Geld der Einheimischen. Nachdem wir am Freitagmorgen und acht Uhr
eine katholische Schulmesse besuchten, weil Malolo mit ihren Gschpänli einen Auftritt
hatte und der Pfarrer wohl ebenso verwirrt war wie Malolo selber, als sie miteinander
versuchten herauszufinden, ob Malolo nun die Kommunion nehmen dürfe oder nicht, wo die
Kinder aus Herzenslust singen und tanzen und wo der an die Messe anschliessende Z'nüni -
wo alle alles miteinander teilen, damit auch die noch "Ärmeren" unten den eh
schon "Armen" wenigstens einmal in der Woche etwas richtiges essen, also nach
diesem Freitagserlebnis bei den Katholiken, machen Eveline und die Kinder sich am Sonntag
auf in die Kirche der Protestanten, während ich selber die absolute Ruhe draussen auf dem
Reef geniesse, in die Weite der See blicke und nun endlich auch persönlich erahne, warum
die Pacific-Isländer mit see-untüchtigen Booten aber voll tiefer, heiliger Wut gegen die
idiotischen Atomversuche der Franzosen auf dem nahegelegenen Mururoa-Atoll gezogen sind -
und heute noch protestieren, wegen den unbekannten Folgen dieser arroganten
West-Welt-Taten. Doch die ebenso arroganten Medien nehmen heute davon keine Notiz, denn es
gibt keine telegenen, quotentreibenden Räuber und Poli-Spiele zwischen Greenpeace und
French Forces mehr! Und es gibt auch keine Gelegenheiten mehr, in langen Reportagen die
Cook Isländer einfach nur lächerlich zu machen, die mit zuwenig Treibstoff und nicht
funktionierenden Booten gegen Mururoa segelten, statt zu zeigen wie tief ihre Verzweiflung
war und ist, das atomare Desaster zu verhindern. Zu spät! Das Reef leidet - und niemand,
aber auch gar niemand weiss, was diese Atombomben für alle Insulaner hier - und auch für
den Rest der Welt - für Wirkungen haben. Oder waren diese Stürme, die vor drei Wochen
über die Region fegten und "seit Menschengedenken nie, aber auch gar nie im Juni
übers Meer fegten" rein zufällig...?
Zurück zum Südseezauber
Abgeschweift vom Südseezauber - zurück zur reformierten Sonntagsmesse, an deren
Anschluss, die Gäste bewirtet werden wie Könige. Während die Einheimischen alles Essen
bringen und nur zuschauen, "müssen" Gäste sich an den grossen Tisch setzen und
essen, essen, essen: Beste Gerichte - die die Insulaner sich selber nur einmal jährlich
leisten. Ein fantastisches und gleichzeitig beschämendes Erlebnis, wie wir Westler hier
den Insulanern das Essen wegessen - doch die "Gaben" kommen von Herzen, eine
Beleidigung wäre, nichts davon anzurühren!
Dann am frühen Nachmittag gehen wir, begleitet von einer Gruppe einheimischer Mädchen
und Buben, in die Caves zum Schwimmen. Mitten in dieser felsigen Küste, nachdem man
einige hundert Meter durch das Reef und knietiefes Wasser gewatet ist, öffnet sich
plötzlich ein Höhle, in der tiefblaues Wasser leise gegen die Wände schlägt. Hunderte
von farbigen Fischen schwirren darin herum, bis wir mit unserem Lärmen und Planschen,
Schwimmen und Tauchen die Ruhe in diesen heiligen Hallen zerstören. Dann legen wir uns an
den mit Muscheln und Korallen übersäten Strand zum Trocknen hin. Kim und Malolo
allerdings haben dazu keine Zeit - sie müssen mit den einheimischen Kindern andere Winkel
und Ecken, andere Bäume und Häuser der Insel entdecken.
Himmlische Sterne und himmlischer Fisch
Die Zeit fliegt und als wir an diesem Sonntagnachmittag nach Hause kommen, warten schon
Jan, unser "Hausmeister", und sein Kollege David auf dem rostigen, klapprigen
Jeep vor unserer Lodge. Aber... man hat ja Zeit hier. Wir stürzen uns in unsere Abendrobe
- das heisst, wir ziehen einfach das Hemd und die kurze Hose an, die wir Abend für Abend
tragen. Jetzt geht's auf eine zehn Minuten Fahrt - fast schon ganz um die Insel zu einem
fantastischen Strand. Die Freundinnen der Beiden breiten Matten auf dem Sand aus, Jan
zündet ein Feuer an und wäscht und filletiert den frischgefangenen Tuna in der Lagune -
während wir dasitzen, ein Bier trinken und geniessen. Die Mädchen flechten flink ein
paar Schalen aus Bananenblättern, machen aus Naturmaterialien einen "Tisch" auf
dem Sand. Langsam geht die Sonne unter - rosa färbt sich der Himmel - während wir nun
alle im Schneidersitz rund um den "Tisch" sitzen oder knien, um von all den
Leckerbissen zu probieren, die sie aus ihren geflochten Taschen und Körben zaubern.
Köstlich die Hühnchen, die noch heute morgen gackernd im Garten und über die
Hauptstrasse spazierten und nun rosig-knusprig in sattgrünen Blätterkörben liegen.
Herrlich der frische Fisch, den Jan nur kurz über dem Feuer brät, und der sich nun
anmächelig in der Bananenblätter-Schale anhäuft, fantastisch der rohe Fisch und die
Muscheln, eingelegt in Kokosnussmilch, herrliche die reiche Fülle an verschiedenen
Zutaten auf dieser kargen Insel. Ein Essen und eine Stimmung, die alle bisherigen
Hochzeitstage-Festessen weit übertreffen. Dann legen wir uns alle einfach auf die
Strohmatten, gucken in den langsam immer sternenübersäteren Sternenhimmel. Eine
unendlich klare Sicht, Sternen bis hinunter, wo sich Meer und Himmel küssen, Satelliten,
die vorbeischwirren und Sternschuppen, die keine geheimen Wünsche mehr offenlassen... Ein
himmlischer Abend - eine fantastische Nacht.
Nicht ans Ende glauben
Und heute - heute, da zeigt sich die Südsee von ihrer anderen Seite: Regen, der
niederprasst, eine Hauptstrasse, die lehmige, klebrige Spuren hinterlässt und ein wildes
Meer, das jeden Augenblick droht, die ganze Insel zu überspülen! Dennoch:
S&dsee-Stimmung. Malolo wepft mit ihrem blauen Schulrock morgens um acht in sie
St.Marys-Schule (kaum mehr als bessere Baracken, doch Kinderlachen, das man zuhause
vergessen hat...), Kim klettert unbeirrt auf seine Kokosnusspalmen, und Eveline und ich
erkunden auf rostigen, uralten Fahrrädern einige Pfade, die uns bisher verborgen blieben.
. . Abends sitzen wir, trotz Wind und leichtem Regen, unter dem riesigen Vordach des
Hauses, reden, schnaufen, schreiben und geniessen... wollen nicht daran glauben, das
"unser Leben hier" tatsächlich bald einmal ein Ende nehmen muss...
Kia Manuia aus Kimiangatau / Mauke, Cook Islands
Pius, Eveline, Malolo, Kim Kessler-Hug
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