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Kim auf Fischfang


Kim auf Fischfang: Eine Geschichte von Kindern für Kinder. Und eine Geschichte für alle Väter, die manchmal im Trüben fischen. Kim freut sich immer über Ihre E-mail.


3. E-mail: Kims grosser Fang oder. . .wie der Snapper in die Bratpfanne kam!

«Hilfe Papa! Hiiiilfe! Er ist viel zu schwer! Wir kippen um!» Kim schrie laut. Ganz, ganz laut. Und vor lauter Freude bekam er purpurrote Backen, so rot wie die Sonne, wenn Sie am Abend im Meer versinkt. Aber eigentlich beginnt die Geschichte nicht mit diesem lauten Freudenschrei sondern völlig anders. . .

Die grosse Reise
Die Geschichte beginnt nämlich an einem kalten Wintersonntag-Morgen als der kleine Kim und seine Schwester Malolo ihre Rucksäckli packten und zusammen mit Mama und dem Papa auf eine grosse Reise um die halbe Welt gingen. Natürlich hatten die Vorbereitungen für diese Reise schon viele Tage zuvor begonnen. Das grosse Problem war: Was sollte Kim in seinen kleinen Rucksack packen?
«Ich nehme eine Schachtel Guetzli, eine Trinkflasche mit Wasser, meinen Delphin, meinen Hund, meinen Affen, meine Zeichnungen, mein Pijama, meine Jacke, meinen Schlafsack, meine Lego, meine Eisenbahn und auch mein Bett mit», dachte Kim. Aber Mama sagte: «Halt, halt! Soviele Sachen gehen ja gar nicht in den Rucksack. Du musst nur das Wichtigste mitnehmen!» Kim musste viele Tage nachdenken, was denn das Wichtigste für eine solche Reise wäre. Seine Schwester konnte ihm dabei auch nicht helfen, denn alles was sie wichtig fand, war für Kim ganz und gar nicht wichtig. Endlich hatte Kim alle wichtigen Sachen beisammen: seine Lieblingstiere, Märlikassetten, etwas zum Trinken, Süssigkeiten und ein Englisch-Buch wollte er mitnehmen. Aber etwas war für seinen Rucksack einfach viel zu gross: Die Fischerrute! Kim wollte aber die Fischerrute unbedingt mitnehmen, denn die Reise ging in ein Land, wo es ganz viele Fische gab! Zum Glück hatten Mama und Papa grosse Rucksäcke, und die Fischerrute hatte nebst all den anderen Dingen gerade noch Platz. Was für ein Glück für Kim!

Fliegen wie Vögel
Als alles eingepackt war, kam endlich dieser kalte Wintersonntag, an dem die Reise losging. Zuerst mussten Kim, Malolo, Mama und Papa auf den Flughafen und dort in ein riesengrosses Flugzeug einsteigen. Das war vielleicht spannend! Soviele Leute im Flugzeug! Und für alle hatte es einen Sitz. Kim und Malolo durften am Fenster sitzen, so konnten sie genau schauen, dass der Pilot das Flugzeug auch an den richtigen Ort steuert. Und im Flugzeug musste man sich anschnallen, wenn das rote Lämpli aufleuchtet mit der Schrift: «Fasten your seatbelts!»
Das war eine komische Sprache, nämlich Englisch. Aber Kim konnte diese Sprache schon etwas verstehen, weil er eine Kasette hatte, auf der man auch Englisch sprach. Endlich flog der Flugi los, und Kim wurde ganz zappelig. Die Häuser wurden immer kleiner, wie Legohäuser. Die Autos sahen aus wie Spielzeugautos. Und dann flog der Flugi sogar viel höher als die höchste Wolke! Das war aufregend. Kim und seine Schwester, Mama und Papi und die vielen anderen Leute flogen einen ganzen Tag und eine halbe Nacht, bis sie endlich wieder landeten. Und dann flogen sie nochmals eine Nacht und einen halben Tag, bis sie am Ziel ankamen: In Aotearoa oder Neuseeland, wie das Land auch heisst. Wegen all den vielen neuen Dingen, die Kim und Malolo in Neuseeland sahen, und der neuen Sprache, die sie hörten, vergass der kleine Kim, dass er ja in diesem Land fischen wollte. Denn dieses Land hatte rundherum keine anderen Länder: Rundherum war nur das Meer, in dem es ganz viele Fische gab.

Fische im Netz
Der Papa war ganz froh, dass Kim ob all dem Neuen das Fischen vergessen hatte. Denn der Papa war gar kein guter Fischer. Im Gegenteil: Er hatte ein bisschen Angst vor dem Angeln und auch vor den Fischen. Das ist natürlich nicht so gescheit. Es braucht nämlich Fischer, sonst gibt es im Meer ganz schnell zuviele Fische. Und wenn es zuviele Fische gibt, dann essen diese Fische alle anderen Tiere im Meer. Aber Papa dachte eben immer: Fischen sollen die echten Fischermäner. «Ich bin dafür nicht der richtige Mann»,sagt der Papa immer.
An einem schönen Morgen aber kam der Papa trotzdem nicht mehr ums Fischen: Kim, Malolo, Mama und Papa wohnten nämlich in einem schönen Haus direkt am Meer. Im Haus wohnte auch Ritchie, ein Fischermann. Der sagte eines morgens: «So jetzt holen wir das Boot und paddeln ins Meer hinaus! Dort habe ich mein Fischernetz im Wasser. Das müssen wir rausholen.» Malolo und Kim bekamen eine schöne, rote Schwimmweste. Ritchie ruderte das Boot ins Meer hinaus, und Papa sass zuerst auch noch ganz vergnügt im Boot.
Aber das Lachen sollte dem Papa schnell vergehen, denn als sie beim Netz waren, sagte Ritchie: «So, jetzt muss der Papa bitte am Netz fest ziehen!» Der Papa runzelte ein bisschen die Stirne, und rümpfte die Nase. Doch Kim sagte: «Hopp Papa, ich helfe dir. Nur keine Angst vor den Fischen.»
Langsam zogen Kim und Papa das Netz hoch. Das war sehr anstrengend! Doch am Schluss waren mehr als dreissig grosse Fische im Boot und auch zwei kleine Haifische! Das war vielleicht eine schwierige Arbeit. Und das Fischerböötli ging fast unter, weil die Fische so schwer waren. Papa sass ganz in der Ecke des Bootes. Er hatte immer noch Angst vor den Fischen. Aber am Strand war er dann doch ein bisschen stolz auf die vielen Fische!
Malolo und Kim wuschen alle Fische im frischen Meerwasser. Dann machte Ritchie feine Fillets aus den Fischen, denn alle hatten sehr viel Hunger nach dieser anstrengenden Arbeit. Die frischen Fische waren sehr gut. Aber es sollte am anderen Tag noch viel bessere Fische geben!

Der grosse Tag
Kim war ganz aufgregt vom Fischen. Am nächsten Tag kam ihm wieder in den Sinn, dass er ja auch eine Fischerrute mitgenommen hatte! «Bitte, bitte Papa, komm mit mir und dem Böötli im Meer fischen.» Der Papa sagte: «OK, das machen wir!» Und er dachte dabei: «Der Kim fischt ja doch keinen Fisch!» So ruderte also der Papa das Boot ganz ruhig ins Meer hinaus. Nahe bei einem Felsen durfte Kim den Anker ins Wasser werfen und dann begannen die zwei mit dem Fischen.
Plötzlich machte es rrraaaatsch, und Papas Fischerrute bog sich bis zum Meer hinunter. «Papa, Papa. Du hast einen Fisch gefangen. Schnell, roll die Fischerschnur ein», rief Kim begeistert. Papa machte aber ein ängstliches und komisches Gesicht und rief: «Wäääh, was soll denn das?» Endlich, endlich hatte er dann den Fisch doch noch ins Boot gezogen. Fast im gleichen Augenblick schrie Kim: «Hilfe Papa! Hiiiilfe! Er ist viel zu schwer! Wir kippen um!» Tatsächlich: der kleine Kim hatte einen schönen, feinen, grossen "Snapper" an der Angel. Die Rute krümmte sich wahnsinnig fest, noch viel mehr als bei Papa! Dieser musste helfen, die Angelrute aufzurollen, so schwer war der Fisch.
Kim war völlig aus dem Häuschen! Er hatte den ersten Fisch in seinem Leben ganz alleine mitten auf dem Meer gefangen. Der Fisch war so gross wie elf Hände von Kim. Die beiden haben das nämlich genau gemessen. Das war ein ganz grosser Fang für Kim!
Als Papa und Kim zuhause waren, glaubte niemand, dass Kim diesen Snapper - so heisst der Fisch - selber gefangen hatte! Drei grosse Fische und einen kleinen hatten sie insgesamt gefangen. Das alles gab ein ganz feinen Znacht! Viel besser als Fischstäbli - sogar Malolo hatte den Snapper-Fisch von Kim soooo gerne.
Alle Leute gratulierten dem Kim zu seinem Fischfang. Und der Kim bekam auch einen neuen Namen. Er heisst nun Kim, der Fischermann. Und auf englisch heisst seine Adresse jetzt:
Kim Kessler
Fisherman
P.D.C. Ngunguru
Whangarei
Northland, New Zealand
Schickt dem Fisherman Kim doch bitte auch mal eine Karte und erzählt ihm, was ihr so alles macht. Ihr könnt auch ein E-mail senden.


© by: Pius Kessler
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update: Februar 2007