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Geduld bringt Visa I Ein traumhafter Herbst
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Ein Loch in Wanaka I Gold und Abschied
Auf Goldsuche und - ein Ende mit Steinlager und Tränen
10. E-mail aus Aotearoa, Ende Mai 1996
Heute ist wieder einmal "Kindertag". Solche Tage schalten Eveline und ich
immer ein, wenn uns das schlechte Gewissen plagt und wir versprechen: "Heute machen
wir nur das, was den Kindern Spass macht!". . . und merken dann, dass es auch uns
gefällt. Es ist Montag, 20. Mai 1996, und wir machen uns auf von Hoki nach Shantytown.
Wieder ein strahlend schöner, aber recht kalter Tag. Die Sonne bricht ihr Licht in den
schäumenden Kronen der Tasman Sea, dieser wilden Gischt, die ewig an der rauhen
Westküste nagt. Die Fahrt führt schnurgeradeaus durch einsame Weiden, nur hie und da
eine rechtwinklige Kurve, die in ihrer Ecke ein Pub beherbergt. Dann über die Brücke,
die Fussgängern, Velofahrern, Tieren, Autos und. . . der Eisenbahn gleichzeitig dient.
Doch die Geschichten - und vor allem die Nächte - sind längst passé, als die
Einheimischen in betrunkener Manier die Mutprobe zu bestehen hatten, mit dem Auto solange
mitten auf der Brücke zu warten, bis am anderen Ende der Zug auftauchte, um dann im
Rückwärtsgang die Flucht anzutreten! Vielleicht waren dies auch nur Bar-Geschichten, die
wir beim ersten Besuch vor Jahren hier hörten und die nun wieder auftauchen.
Gold!!!
Shantytown ist eine Touristenstadt. Doch jetzt, im Herbst, verirren sich nur Einzelgänger
in diese Wild-West-Stadt, die touristenbeladenen Busse wählen die West-Coast-Road im
Hochsommer. Shantytown ist die Nachbildung einer Goldgräberstadt, wie sie hier an der
Westküste vor hundert Jahren tatsächlich existierte: Man riecht förmlich die vergangene
Zeit und erwartet jeden Augenblick, dass eine Horde Cowboys die Strasse daherreitet. Für
Kim und Malolo sind diese alten Häuser und vielen Ausstellungsobjekte ein wahres
Abenteuer. Und als dann auch noch die Dampflock mitten im Busch schnaubt und raucht, und
Malolo den Wegweiser: "Goldwaschen" sieht, sind für die Kinder die langen
Autofahrten der letzten Tage vergessen! Wir vergnügen uns in Shantytown einige Stunden,
fahren Dampflok und waschen Gold, nehmen einen Drink im Saloon und essen Lunch im alten
Hotel, besuchen ein Spital, sitzen im Gefängnis und staunen über die Hütten, in denen
die Goldgräber hausten. Die Zeit vergeht im Flug, die Leute sind äusserst nett und
freundlich, und die 30 Dollar, die der Familieneintritt gekostet hat, sind tatsächlich
Gold wert. Erst am späten Nachmittag verlassen wir diesen Ort, gerade rechtzeitig, um vor
Ladenschluss um 17 Uhr in Greymouth einen Blick in die Jade-Boulder-Gallery zu werfen. Die
Preise hier sind "anständig" (hoch), doch der mit viel Geschmack aufgemachte
Laden, die kompetenten Infos und die freundliche Bedienung auch für Leute, die nicht den
grossen Einkauf vor Augen haben, sind so "anmächelig", dass auch wir einkaufen.
. . nebst Schmuck für Eveline nun endlich die Opossum-Felle für Malolo und Kim! Es
dunkelt schon, als wir weiter nach Punakaiki mit seinen Pancake-Rocks fahren. Hier finden
wir - typisch, denn 17 Uhr ist vorbei - das geschlossene Info-Center und vorerst keinen
Platz zum Übernachten: Das "Backpackers" schmeckt uns nicht! Der mit Sandalen
bespickte Körnlipicker-Cartaker will doch satte 60 Dollars von uns, damit wir uns in
unseren Schlafsäcken in einem stickig-stinkigen Schlafsaal niederlegen dürfen. Good bye
and thank you... wir versuchen es andernorts, im einzigen Motel in Punakaiki.
Alte Bekannte
Zwar kostet das Motel 30 Dollar mehr, doch allein der Schwatz mit der netten
"Hausmutter", die heute abend ihre Tochter vertritt, ist den Mehrpreis wert. Und
das Häuschen, das sie uns anbietet, ist ein Bijou: Direkt an der Küste, hochglanzpoliert
der hundertjährige Holzboden und Platz für eine Familie, die ruhig sieben Köpfe zählen
könnte. Wir geniessen den Abend in diesem Häuschen, machen Kassasturz (mit
mittelmässigem Schock, doch was soll's?!), schreiben, geniessen den ruhigen Abend. . .
Kim allerdings hat etwas Fieber, er wirft sich unruhig hin und her, braucht Mama und Papa,
hat einen heissen Kopf und klagt über Bauchschmerzen - doch dann, wohl übermannt von
Gold und Dampfloki-Erlebnissen, schläft er ruhig ein. Nichts beunruhigt diesen Abend
mehr, nur als der Motel-Besitzer kurz reinschaut, um eine Sicherung zu ersetzen, kommen
wir ins Nachdenken: «Wart Ihr nicht schon einmal hier?» fragt er uns. Und wir rätseln:
«Kennen wir diesen Mann nicht?» Anderntags begrüsst uns erneut ein sonniger Tag:
herrlich aufzuwachen und die brechenden Wellen im Schlafzimmer zu wähnen! Den Jug
anstellen, einen Schnellkaffee einschenken, die Cornflakes aus unserer Essenkiste zaubern,
Brot, Honig, Konfi und - für Kim (und Papa) - auch Nutella auf den Tisch. Eveline ist die
perfekte Reise-Essen-Organisatorin! Die Aussicht ist einmalig: Schäumende Wellen und
unendliche Weite. Doch so unendlich weit ist das Land dann doch wieder nicht! Als die
junge Motelbesitzerin morgens ihre Runde macht, fällt es uns wie Schuppen von den Augen:
Klar, vor sechzehn Jahren haben wir diese Leute in Cromwell, einem geschichtsträchtigen
Ort, das damals von Elektro-Bossen ertränkt wurde (ein Damm, lieblos hineingepflanzt,
sollte noch mehr Strom für die Alu-Schmelzwerke im Süden der Insel garantieren), in
einer Hotel-Bar getroffen. Wir lernten diese Menschen kennen, haben geredet und getrunken.
Vier Jahre später haben wir sie erneut besucht und sogar bei ihnen in Wellington
übernachtet und jetzt - jetzt will der Zufall, dass wir uns hier wiedersehen...
Regen und Kunsthandwerk
Später als geplant besuchen wir die Blow-Holes und die Pancake-Rocks, eigenartige
Felsformationen, vor denen man stundenlang verweilen kann. Dann geht die Fahrt weiter
nordwärts... Westport, entlang der Buller-Gorge hinauf nach Murichson, wo uns - wer sagt
denn etwas von Sunshine-City? - Regen, Nebel und Kälte erwarten. Es ist dunkel, die
Kinder und wir müde, als wir in Nelson eintreffen und nach kurzer Suche ein nettes,
geräumiges Motel finden. Nur Malolo wacht an diesem Abend nochmals mit Schrecken auf: Die
junge Dame will nämlich unbedingt noch ein Spa-Bad nehmen, kann allerdings kaum warten,
bis die Wanne voll ist und lässt die Düsen zu früh laufen! Was für eine Sauerei in Bad
und Gang - und auch ich bin pudelnass, bis ich den Abstellknopf finde. Zum Glück nur
Wasser!
Man merkt etwas von Kultur und Flair in diesem Städtchen: Nicht nur, dass ich morgens
mühelos einen Shop mit frischen Gipfeli finde, auch die vielen Kunsthandwerksbetriebe und
Galerien laden zum Verweilen ein. Der Tag, leicht bewölkt aber angenehm warm, verleitet
zum Shoppen und Schauen. So besuchen wir Töpfereien und Glasbläser, Goldschmiede und
weitere Kunsthandwerkerinnen. Sogar Kim hat etwas Geduld, und Mama und Malolo würden
heute noch in diesen Shops verweilenÉ sprich: einkaufen.
Am Nachmittag füttern wir unsere Kinder amerikanisch: Sie bleiben im Motel und schauen
Kinderserien im Fernsehen (Malolo schnappt sich jeden Tag die Zeitung und weiss genau, was
wann und auf welchem Kanal los ist. Wir trösten uns damit, dass sie so wenigstens noch
besser Englisch lernt...), - Eveline und ich geniessen das Bummeln durchs schöne
Städtchen.
Über die See nach Norden
Noch einmal lacht die Sonne auf der Südinsel - genau richtig, um unsere Überfahrt von
Picton nach Wellington zu versüssen. In Nelson allerdings herrscht bei uns an diesem
Donnerstagmorgen, 23. Mai, Aufregung: Eveline muss unbedingt nochmals ein Weberei-Studio
besuchen, Pius will seinen Cömpi noch an diesem Morgen repariert haben. Dabei sollten wir
doch Nelson spätestens um 10 Uhr 30 verlassen, um rechtzeitig um halb eins bei der Fähre
in Picton einzutreffen! Doch die Uhr zeigt halb zwölf, als wir uns endlich auf den Weg
machen: Die Raserei durch Feld und Wald und entlang den Queen-Charlotte-Drive finden
Malolo und Kim mit Recht nicht lustig. Aber die Eile hat auch ihr Gutes: Der Abschied von
der Südinsel fällt so viel leichter.
Doch jetzt, als die Fähre majestätisch langsam den Hafen von Picton verlässt, durch die
Sounds - zu deutsch etwa "Fjorde" - schleicht, jetzt kommen die Tränen: Adee
Südinsel - auf der wir leider viel zuwenig Zeit hatten, aber trotzdem viele wunderschöne
Erlebnisse mitnehmen durften. Und wir schwören heimlich: "Wir kommen wieder!"
Dann werden wir wieder durch Nationalparks und Wälder wandern, so wie wir es vor Jahren
schon getan haben. Wir werden noch viel länger in Tekapo und der Westküste bleiben, den
Regen und das rauhe Klima in den Catlins doppelt geniessen, den. . . Doch was soll's: Wer
mit Kindern reist, kann sich nicht alle Wünsche erfüllen - dafür viel anderes Ð
Aussergewöhnliches! Ð erleben!
Windy Wellington
Wellington empfängt uns windig, aber in schönstem Abendlicht. Gerade vor der Rush-hour
entfliehen wir dem Stadtzentrum, hinauf, zwanzig Autominuten nordwärts nach Whitby, wo
wir das Wochenende bei der Merwood-Family, die inzwischen mehr als "nur"
Net-Bekannte sind, verbringen. Am Freitag heisst es organisieren und einkaufen, denn in
einer Woche schon werden wir mitten im Südpazifik auf einer Insel sein. Doch was soll man
da schon mitnehmen? Am besten nichts, ausser...
Den Freitagabend geniessen wir Erwachsenen in einer Pizzeria am Hafen von Wellington.
Erstaunlich: Vor neun Jahren gab es so etwas in Neuseeland noch nicht - heute ist hier
alles zu haben, inklusive Original-Grappas zum Dessert. Wellington ist, wie die anderen
grossen Städte hier in Aotearoa, eine Weltstadt geworden - da hätten wir auch nach
Zürich gehen können. Am Samstag geniessen Eveline und ich (hurra, schon wieder ohne
Kinder!) die Shopping-Center, die in den vergangenen Jahren rund um die Hauptstädte
Neuseelands entstanden sind. Die Stadtzentren für die Touristen, die Shopping-Center für
die Einheimischen! Alles finden wir da, ausser einer gemütlichen Kneipe, wo wir unser
"Steinlager" schlürfen können. Am Abend führen unsere Gastgeber uns aus: Ein
Versteigerung zugunsten des lokalen Kindergartens ist angesagt. Punkt viertel vor acht
geht die Show los, nach fünfzig versteigerten Artikeln - von Vorhängen bis zu
Geburtstagskuchen, von Karriere-Beratung bis zum Babysitting - machen wir uns über das
Buffet her. Dann nochmals fünfzig Artikel - um halb elf ist sie Show zu Ende, gut
viertausend Dollar Reingewinn in der Kasse, und alle kehren per Auto (und wenn es nur 100
Meter zum Gehen wäre!) nach Hause zurück, wo meistens noch bis Mitternacht oder später
einige Biers, Wein und dann der obligate "A cuppa?" (eine Tasse Tee oder Kaffee)
getrunken werden. Am Sonntag misten wir nochmals aus, packen und verlassen Wellington am
Pfingstmontag, 27. Mai, - ein ganz normaler Arbeitstag übrigens - Richtung Palmerston
North. Auf Schleich- und Umwegen erreichen wir diese hundsgewöhnliche Stadt, die wohl nur
dank ihrer Massey-Universität eine Stadt ist. Die Landschaft hier erinnert uns
tatsächlich an die Schweiz, eine Fahrt durchs Thurgau, entlang der Thur etwa, könnte
sehr ähnlich sein.
Natur-Macht
In Palmersten North haben wir eine Verabredung: Unsere Nachbarn aus der Schweiz verbringen
dort ein halbes Jahr - "studienhalber", wie es so schön heisst. Der Empfang ist
herzlich, "schwiizerdüütsch" ist Trumpf, was Malolo und Kim geniessen, haben
wir doch - ausser mit unserem "Zufalls"-Nachbarn in den Catlins - seit Februar
mit keinen Schweizerinnen oder Schweizern Kontakt gehabt. Wir verbringen den Rest des
Nachmittags mit Reden und Reden, sitzen bis spät nachts auf, auch wenn es in diesen
nicht-isolieren Häusern mit ihren knappen Heizungen bitterkalt-ungemütlich ist. Thema
Nummer eins ist natürlich New Zealand - aber dann wird auch das "Reisen mit
Kindern" heftig diskutiert - das Leben als Schweizer Familie im Ausland. Mir graut
vor dem Dienstag, 28. Mai! Unser zweitletzter Reisetag soll über einige hundert Kilometer
von Palmerston North bis in die Nähe von Hamilton führen: das heisst nicht anderes als
"Kilometer spulen". Doch der Tag wird ganz, ganz anders - und voller
Überraschungen! Regenverhangener Himmel und tiefgrüne Wiesen begleiten uns Richtung
Wanganui. Kurz vor der Stadt biegen wir landeinwärts ab in Richtung Vulkane. Die Strasse
windet sich eng und kurvig um die längst erloschenen Vulkanhügel, das Land ist jetzt so
zerklüftet und hügelig, dass das Farmen uninteressant und unrentabel ist. Nur hie und da
öffnet sich weites, sattgrünes Land, ein Fluss, der sich in tausend Kurven und Kürvchen
vorwärtsschlängelt, setzt Zeichen. Die Reise geht schleppend voran, das Fahren - und vor
allem das "Fahren müssen" - geht allen auf die Nerven. Die Mittagsrast ist wohl
kaum das, was man ein "happy Family-meal" nennt.
Doch glücklicherweise heben sich kurz darauf die Wolken und je blauer der Himmel wird,
desto besser wird auch unsere Stimmung wieder. Jetzt plötzlich fahren wir nicht nur, wir
sehen auch! Mount Ruapehu - der König der Vulkane, döst ruhig, doch unheimlich still vor
sich hin. Die jungfräuliche Schneekrone um sein Haupt macht den stolzen Berg noch
schöner. Etwas weiter, als dann auch die kleinen Vulkan-Brüder Tongariro und Naungaruhu
auftauchen, ist das Bild von Natur-Macht komplett. Wir stoppen, sitzen, schauen. Nichts
tun, geniessen, einfach schauen. Ein fantastisches, friedliches Bild! Wer hätte damals
geahnt, dass dieser schlummernde Vulkan nur drei Wochen später Land und Leute
urplötzlich in Unruhe und Angst versetzen - mit einem gewaltigen, völlig unerwarteten
Ausbruch das ganze Nordland mit Vulkan-Asche bedecken würde?
Abschied mit Stil
Doch wir denken nicht an Vulkan-Ausbrüche. Erst als uns die nette Frau vom Ski-Shop vom
letzten Ausbruch erzählt, das private Fotoalbum voller Asche und Lava zeigt, wird uns
etwas kribbelig: Wenn der Berg nun plötzlich zu rauchen und rumoren begänne? Kim stellt
Fragen über Fragen - der Vulkan hat ihn total begeistert. Wir reden, diskutieren und
sinnieren beim Weiterfahren. Die Stimmung stimmt (wieder), und wir entscheiden: Dieser
"letzte" Neuseeland-Reiseabend soll für alle etwas Besonderes werden.
"Besonders" ist das THC-Hotel in Waitomo: Ein altes Hotel samt Schlossgeistern.
Ganz im Dachstock oben bekommen wir ein verwinkeltes, lustiges, altmodisches Zimmer: Die
Kinder wollen sofort hierbleiben, und wir sagen zu - trotz hohem Preis. Doch was soll's?
Schon genug fürs Zimmer ausgegeben, wollen wir jetzt im alten Speisesaal, wo ein grosses
Kaminfeuer knistert, auch noch en ausgezeichnetes Abendessen geniessen. Und tatsächlich:
Brillante Bedienung, feines Essen, Kinder, die sich bestens benehmen und ein Abend voller
Harmonie macht unseren letzten Reiseabend zu einem besonderen Erlebnis.
Erst später, als die Kinder oben schlafen und Eveline und ich vor dem Kamin in der
Hotellobby unsern "Nightcup" geniessen, erklärt uns der Kellner: Ein
Schlossgeist lebe hier und heute abend sei dieser gute Geist wohl im Speisesaal zugegen
gewesen, denn "we all had such a perfect and peaceful evening!" Wie recht er
doch hat!
"Steinlager"-Methode
Am andern Morgen sind wir bereits um neun Uhr aus dem Hotel: Die gut 200 Dollar - rund 160
Schweizer Franken - die uns dieser "Abschiedsabend" in Neuseeland gekostet hat -
waren jeden Cent wert! Wir fragen uns nur, was die neuen Hotelbesitzer, die "einiges
ändern wollen", denn überhaupt ändern müssen?!
Der Besuch der Waitomo-Glühwürmchenhöhlen an diesem Morgen verläuft ruhig und fast
touristenlos - nur ein australisches Pärchen steigt mit uns und einem Führer in die
Höhlen hinab und geniesst eine Untergrund-Bootsfahrt in absoluter Dunkelheit- begleitet
nur von Millionen von Glühwürmchen, die scheu von den Felsdecken leuchten. Dann besuchen
wir die Angora-Hasen-Farm und eine alte Maori-Village, wo Malolo sich kaum vom
Gräser-Weben und Kleider-Flechten losreissen kann. Ach, hätten wir doch nur alle Zeit
dieser Welt!
Doch wir "müssen" weiter - gegen Abend erreichen wir unserer Freunde in
Hamilton - mit einem Van, bei dem bei jedem Stop der Motor abstirbt, der Öl verliert. . .
und den wir jetzt verkaufen sollten! Eine Autogarage bringt uns auf dem Boden der
Realität zurück - Rund 800 Dollar wird die Reparatur kosten. Was sollen wir denn nun
machen? Wir stehen vor Bergen von Fragen, vor Bergen von Souvenirs, Muscheln, Sand,
Kleidern, Holzstücken, Steinen, Kisten, Rucksäcken und Plastiksäcken und vor einem
riesigen Zeitproblem: Innert gut 24 Stunden muss alles verkauft, verstaut und reisebereit
sein. Also machen wir uns an diesem Mittwochabend an die Arbeit: Eveline und ich
entscheiden - nachdem die Kinder um 19.00 Uhr todmüde eingeschlafen sind - als erstes, in
die nächstbeste Bar zu gehen.
Dort bleiben wir auch, bis wir vor lauter "Steinlager" zu müde sind, um an
unsere Sorgen zu denken.
Abschied mit Tränen
Der Donnerstag ist ein hektischer Tag, der Schädel brummt, nicht nur vom Bier des
Vorabends: Ich eile von Autodealer zu Autodealer, versuche Chilli- (Kühltasche) und
Plasikbin (Plastikeimer), Zelt und sonstiges zu verkaufen.
Da ein paar Dollars, dort etwas Geld - am Schluss sind hundert Dollars zusammen. Nicht
schlecht, haben wir doch vor drei Monaten rund 150 Dollars für alles ausgegeben. Nur
unser Auto, das will einfach niemand mehr! Der Markt habe sich "drastisch verändert
in den letzten drei Monaten", höre ich überall, und tatsächlich scheint mir, dass
alle Dealer jetzt jede Menge Vans zu verkaufen haben. "Unser" Dealer offeriert
4000 Dollars - wenig zwar, aber immer noch viel mehr als andere - und auf unsere Inserate
hin hat sich auch niemand gemeldet!
Eveline versucht in der Zwischenzeit, unsere Koffer und Rucksäcke zu packen: Zwei
Tramper-Rucksäcke voller Ware nahmen wir mit nach Neuseeland - jetzt stehen drei
vollgepackte Koffer (vornehmlich mit gesammelten Utensilien von Kim und Malolo) zur
Rückreise bereit! Die Zeit läuft uns auch am diesem Donnerstag davon, deshalb Zeit, ein
tatsächlich letztes "Steinlager" in "unserer" Bar zu haben. Und weil
unsere Freunde von Hamilton uns heute noch ein letztes Mal begleiten, wird es Freitag, bis
wir wieder "zuhause" sind.
Freitag, 31. Mai 1996, ein Tag, den wir zweimal erleben werden! Am Morgen gehe ich durch
die Hölle: Der Van steht noch immer vor dem Haus - und heute Nachmittag werden wir
Neuseeland definitiv verlassen! Also nochmals zum Dealer, das Angebot ist nicht besser,
aber ich sage: "OK - I sell, but I want cash!" Der Dealer, ein Schlitzohr durch
und durch, fragt nochmals, ob der Wagen denn auch tatsächlich noch intakt sei. Ich
beteure es (ehrlich) - und er will Cash zahlen. Er stellt mir den Cheque aus - doch um ans
Geld zu kommen, muss ich auf "seine" Bank. Der Dealer offeriert mir einen
"Lift", ich bin hocherfreut und merke erst jetzt, dass ich einen grossen Fehler
gemacht habe: er nimmt die Schlüssel "unseres" Vans, will mich in die Stadt zur
Bank fahren und dabei den Van testfahren! Vermutlich bin ich kreideweiss, denn was nun,
wenn der Van bei jedem Rotlicht, bei jedem Bremsen, stoppt? Doch nichts passiert,
respektive "Grünlicht" für uns: Nur zweimal würgt den Motor ab, was ich
"cool" mit: "It just happens when the motor is cold!" quittiere...,
fünf Minuten später habe ich die vierzig Hunderter-Nötli in der Hand und verschwinde
durch eine Hintergasse: Dealer (er hat schliesslich satte 3000 Dollars in drei Monaten mit
"nichts" verdient) und wir (Hauptsache, wir hatten unfallfreie Fahrt) sind
schliesslich gleichermassen zufrieden!
Eveline hat in der Zwischenzeit ihr letztes Shopping erledigt: Alles, was auf der
"Insel" unverhältnismässig teuer ist, wollen wir mitnehmen - doch es ist viel
zu viel! Stress macht sich breit, die Kinder warten, die Zeit rast, und dann lasse ich in
einem Schuhshop auch noch meinen "heiligen" Rucksack mit all unserem Bargeld
für die Insel (inklusive den 4000$-Cash!), den Flugtickets, den Passports und anderem
einfach am Boden beim Schuhe anprobieren liegen. Erst auf der Strasse merke ich: Halt! Da
fehlt doch was auf meinem Rücken. Wie von einer Tarantel gestochen rase ich zurück - da
liegen unsere "Ferien" friedlich inmitten von Leuten und Ausverkauf-Schuhen! Das
bringt Eveline und mich auf den Boden der Realität zurück - wir kaufen gar nichts mehr
und kehren in unsere Hamilton-Basis zurück.
Jetzt heisst es zum letzten Mal "adieu"-sagen: mit Tränen Neuseeland-Boden
verlassen! Und alles purzelt plötzlich im Kopf herum: Warum gehen wir? Wann kommen wir
wieder? Haben wir uns richtig entschieden? Wann sehen wir unsere Freunde wieder? Und, und,
und..., doch Peter, unser "Chauffeur", drängt. Wir sind spät dran! Keine Zeit
für langes Abschiedsreden - was auch gut ist so!
Vier Stunden später hebt die "737" ab in Richtung Südpazifik. Und nochmals
vier Stunden später, am selben Freitagmorgen wieder, werden wir auf den Cook Inseln
landen. Wir sind durcheinander, geschafft, erschöpft, erschlagen und begreifen erst
jetzt, was geschehen ist: Neuseeland adee, weinen wir. . . während Malolo und Kim bereits
"abgehoben" ihre Knöpfe drücken und die Stewardess nett (und in perfektem
English!) fragen: "Do you have some games, please?"
Wären wir doch wie Kinder! Mit lieben Grüssen, zu letzten Mal aus Aotearoa!
Eveline, Pius, Malolo und Kim
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